Ein Gesicht für Favelas Entwicklungsarbeit Kolumbien
Aus einer Reise seitens Prof. Andreas Löffler, Fakultät Architektur und Gestalten, mit dem Lehrgebiet klimagerechte Architektur und Gebäudetechnik, im Jahr 2010 nach Kolumbien Bogotá und Barranquilla, entstand ein Forschungsarbeit zur Identifikation und Entwicklung einer klimagerechten, einfachen und erdbebensicheren Bauweise für Favelas. Reiner Frank Zoller wurde ab Herbst 2012, mit seiner Erfahrung als Holzingenieur, als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in diese Arbeit mithineingenommen.
Die Arbeit begann im ersten Schritt mit einer Reise durch Kolumbien in die Regionen um Cali, Manizales, Medellin, Barranquilla und Bogota. Hierbei wurde die Situation der Favelas genauer betrachtet, Partner sowie Produktionsbetriebe von nachhaltigen Bauprodukten besucht, Universitäten in ihrer Forschungssituation kennengelernt wie auch Partner, die diese Aufgabe weiter unterstützen können, wie z.B. die Schule fürs Leben in Cali. Aus dieser Reise konnten sehr gute Kontakte in die Produktion von Bambus 3-Schichtbauplatten und Lehmbausteine in Bogota gefunden werden. Auch entwickelt die Schule fürs Leben selbst eine Produktion zur Herstellung von Bambuswerkstoffen.
Im Weiteren entwickelten wir die Idee eines monolithisch bewehrten Mauerwerkes, einer modularen Massivholzdecke als Bambussperrholz (Guadua-Bambus) oder einer entsprechenden Rippendeckenkonstruktion. Diese Rohstoffe findet man vor Ort und sie sind leicht und in großen Mengen verfügbar. Sie lösen das sehr teure und schlechte Betonskelett wie auch die „schmutzigen Ziegel“ zur Ausfachung ab, sowie die oft katastrophal hergestellten Betondecken. Auf diesen schlafen die Menschen oft ohne jegliche Decken. Die Hybridbauweise kann mit einfachen Werkzeugen hergestellt werden und bringt eine deutlich bessere Wohn- und Klimaqualität in den Gebäuden mit sich. Die Materialien sind kleinteilig und daher optimal für den Transport (es werden keine großen Transportfahrzeuge benötigt) und den Verkauf (kleine Lagerflächen). Sie werden bei der reicheren Bevölkerungsschicht für Gebäude schon gerne angenommen. Hierdurch entstand eine Begeisterung für das neue erdbebensichere 2,5 geschossige Bausystem. Es hat uns natürlich auch begeistert, dass diese Bauweise zudem ein sehr schönes monolithisches Stadtbild ergibt und im Innern ein warmes Gesicht aus Lehmsteinen und Bambus.
Das Interesse an einer Entwicklung eines Workshops zur Einführung der Werkstoffe und Bauweise in der Berufsschullehre bei Maurern und Zimmerleuten konnten erfolgreich eingeführt werden. Letztlich entstand hieraus ein Workshop-Leitfaden mit Konstruktionszeichnungen und Details und ein Lehrbuch in Deutsch / Spanischer Sprache. Es war ein Praxisworkshop für Berufsschullehrer aus dem ganzen Land. Es wurde begonnen den sogenannten „Baumeistern“ der Armenviertel auf dieser Grundlage eine Basisausbildung zukommen zu lassen.
Bei allen erreichten Erkenntnissen für gelochte Lehmsteine oder auch der Bambussperrholzplatte stehen noch tolle Aufgaben in der Entwicklung der Werkstoffe an. Wir werden als Zero Architektur bewusst Verantwortung in solchen Aufgaben sehen und als wichtigen Teil unserer Bürowerte leben. Menschen und Gesellschaft, klimagerechte und nachhaltige Bauweisen sind uns ein Herzensanliegen und ein Fundament unseres Schaffens.
Entwicklungsarbeit Kolumbien
Ort: Bogota Sená
Projektjahr: 2012 – 2014
Auftraggeber: Swisscontact über die Hilti Foundation
Auftragnehmer: HFT Stuttgart im Forschungsbereich Klimagerechte Architektur und Gebäudetechnik
Professur: Andreas Löffler
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dipl.-Ing. Reiner Frank Zoller M.A., Andres Cordoba M.A.
Partner: Philippe Schneuwly, Swisscontact, Hardturmstrasse 123, 8005 Zurich Schweiz und Team